Dokumentation
Protestbrief des Berliner whk an den NDR
Norddeutscher Rundfunk
Intendanz/Jobst Plog
Gazellenkamp 5722504 Hamburg
Berlin, 4. 11. 1998
Betrifft: Sprecher der Tagesschau Jens Riewa
Sehr geehrter Herr Plog,anbei finden Sie eine Presseerklärung des wissenschaftlich-humanitären komitees vom heutigen Tage zum Skandal um den Tagesschausprecher Jens Riewa, der meint, sich durch den "Vorwurf", schwul zu sein, in seinen Persönlichkeitsrechten derart verletzt zu sehen, daß er dafür Schadenersatzklagen erheben muß.
Bitte nehmen Sie hiermit unseren scharfen Protest gegen das anachronistische Gebaren Herrn Riewas, seiner juristischen Vertretung, aber auch des Norddeutschen Rundfunks zur Kenntnis.
Vor allem möchten wir Sie dringend ersuchen, personelle Konsequenzen aus Riewas Verhalten zu ziehen, denn diese Verfahren sind mitnichten seine Privatsache. Herrn Riewa weiterhin auf dem Bildschirm sehen zu müssen, und zwar in der renommiertesten Sendung des deutschen Fernsehens, ist für homo-, bi-, trans- und intersexuelle Menschen nur mehr eine Zumutung und für den Norddeutschen Rundfunk geschäftsschädigend.
Die Tagesschau, aber auch der NDR haben einen Ruf zu verlieren: die Tagesschau als seriöse, glaubwürdige Nachrichtensendung, die sich auch gesellschaftspolitisch auf der Höhe der Zeit befindet, und der Norddeutsche Rundfunk als Sendeanstalt mit liberaler Grundhaltung.
Das whk hat zur Solidarisierung mit den betroffenen Verlagen aufgerufen und wird sehr genau verfolgen, mit wem sich der Norddeutsche Rundfunk seinerseits solidarisieren wird: Mit den beklagten Verlagen und damit mit einer noch immer diskriminierten Minderheit, oder aber mit Herrn Riewa und dem "gesunden Volksempfinden".
Hochachtungsvoll
Eike Stedefeldt im Auftrag des whk