whk3305/20.10.2005
"Große Homokoalition" ist großes Hirngespinst
whk lehnt Forderungen des Lesben- und Schwulenverbands an künftige Bundesregierung ab / Keine "Formulierungshilfe" für den schwarz-roten Demokratie- und Sozialabbau
Am heutigen Tage veröffentlichte der großenteils aus staatlichen Mitteln finanzierte "Lesben- und Schwulenverband in Deutschland" (LVSD) gemeinsam mit einigen seiner Mitgliedsvereinen einen homopolitischen "Formulierungsvorschlag für die Koalitionsverhandlungen" von SPD und CDU in Berlin. Hierzu erklärt das whk:
In einer heute vom Lesben- und Schwulenverband (LSVD) veröffentlichten Pressemitteilung unter dem Titel "Große Koalition der Lesben- und Schwulenverbände" behauptet der LSVD, "die bundesweit tätigen schwul-lesbischen Verbände" hätten CDU/CSU und SPD "einen gemeinsamen Forderungskatalog für die Koalitionsverhandlungen vorgelegt". Weiterhin heißt es darin, Lesben und Schwule forderten von der zukünftigen Bundesregierung "eine Fortsetzung des gesellschaftspolitischen Reformkurses".
Das whk legt Wert auf die Feststellung, daß es die keineswegs homosexuellenfreundlichen, weil auf einen Demokratie- und Sozialabbau und wachsende Armut abzielenden Initiativen der nicht zuletzt wegen dieser desaströsen Politik abgewählten rot-grünen Bundesregierung weder für "Reformen" hält, noch deren etwaige Fortsetzung durch Schwarz-Rot unterstützt. Schon gar nicht sieht sich das whk als bundesweit tätige sexualpolitische Assoziation in einer vom LSVD zumindest verbal behaupteten "großen Koalition" mit dem Lesben- und Schwulenverband.
Zwar ist es dem LSVD selbstverständlich unbenommen, in einer Art politischen Inzests mehr oder weniger breite Bündnisse mit seinen eigenen Mitgliedsvereinen zur bilden. Allerdings erwartet das whk vom LSVD, daß er endlich aufhört, permanent für "die" - und damit für sämtliche - Lesben- und Schwulenverbände im Lande zu sprechen und sich dabei als den homopolitischen Dachverband zu halluzinieren, der er nie war und der er aus sattsam bekannten Gründen auch nie sein wird.
Nach den leidvollen Erfahrungen mit der unsolidarischen und Teile der Szene explizit ausschließenden LSVD-Geheimdiplomatie bei den Regierungsgesprächen in Sachen Homo-Ehe mahnt das whk beim LSVD nochmals Ehrlichkeit zumindest in dessen offiziellen Verlautbarungen an: Nicht etwa "die" bundesweit tätigen Homoverbände unterstützen den vom LSVD vorgelegten Forderungskatalog, sondern allenfalls "ein paar", "einige" oder "ein knappes Dutzend". Diese Formulierungen wären weitaus näher an der Realität, denn neben dem whk gibt etliche weitere, dem LSVD bestens bekannte bundesweit agierende Homogruppierungen, die den vom LSVD vorgestellten Forderungen schon aus inhaltlichen Gründen keinesfalls mitzutragen beabsichtigen.
Dies auch deshalb, weil der augenscheinlich auf die bloße Befriedung sich verschärfender gesellschaftspolitischer Konflikte abzielende Forderungskatalog maßgeblich von Gewinnern und Nutznießern einer Gleichstellung und Emanzipation bestenfalls behindernden "Reform"politik mitformuliert wurde, wie etwa dem Bundesverband schwuler Führungskräfte und dem Netzwerk lesbischer Fach- und Führungskräfte, oder aber von Vertretern gänzlich irrationaler Denkansätze wie der Arbeitsgemeinschaft Homosexuelle und Kirche (HuK) unterstützt werden, die sich zu drängenden sozial- oder sexualpolitischen Fragen von gesamtgesellschaftlicher Bedeutung bislang nie hinreichend geäußert haben. Es versteht sich von selbst, daß sich aus dem Alltag eines lesbischen Hartz-IV-Opfers oder eines schwulen Mannes mit Aids gänzlich andere Forderungen an die Politik ableiten, als aus den gegenwärtigen politischen Wehwehchen beim LSVD versammelter "Fach- und Führungskräfte".
Angesichts des vom LSVD-Vorständler Manfred Bruns vorgelegten "Formulierungsvorschlags für die Koalitionsvereinbarung" werden Chancen und Grenzen für eine fortschrittliche Lesben- und Schwulenpolitik für das whk einmal mehr offensichtlich: Das whk lehnt bekanntlich sowohl das nun von der großen Homokoalition einer schwarz-roten Bundesregierung vermutlich aus Gründen der Vervollkommnung hinterhergetragene Konzept der Homo-Ehe als rückwärtsgewandt und diskriminierend ab, wie auch die Vorschläge für ein Antidiskriminierungsgesetz.
Zu Recht als Erbschleicherei bekämpfte das whk auch die nun erneut geforderte Errichtung einer Magnus-Hirschfeld-Stiftung, mit der Entschädigungsgelder für tatsächliche homosexuelle Opfer des NS-Regimes im Millionenhöhe auf heutige Homovereine wie den im ersten Stiftungsentwurf besonders begünstigten LSVD umgeschleust werden sollten, der ja mit dem Umlenken von Steuergeldern bekanntlich Erfahrung hat. Daß die nun angetretenen Homo-Bürgerrechtsvereine immer noch ungeniert nach jener ohnehin nur symbolischen finanziellen "Wiedergutmachung" zu greifen beabsichtigen, die den letzten noch überlebenden Rosa-Winkel-Häftlingen von der rot-grünen Bundesregierung kaltschnäuzig verweigert wurde, ist den Homokoalitionären scheinbar nicht einmal peinlich.
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