whk1502/12.10 2002
Närrisches Treiben hat begonnen: Lügt der KLUST-Vorstand?
Firmengesellschaft der anonymen Investoren für den CSD 2003 offenbar bereits gegründet / whk: Neuer KLUST-Vorstand verdient schon jetzt einen Karnevalsorden
In seiner gestrigen Pressemitteilung rechtfertigte der neue Vorstand des "Kölner Lesben- und Schwulentages" (KLUST) die Abtretung des CSD-Straßenfestes 2003 an anonyme Unternehmer. Hierzu erklärt das whk Rheinland:
Zwei Tage Zeit und zwei kritische Presseerklärungen als Denkanstoß benötigte der KLUST-Vorstand, um die auf der Mitgliederversammlung am vergangenen Donnerstag angezettelte "Nacht-und-Nebel-Aktion" (Regenbogenliste) öffentlich zu rechtfertigen. Leider präsentiert er dabei eine allzu wirklichkeitsferne Version tatsächlicher Verhältnisse:
1. Der umstrittene MV-Beschluß wurde keineswegs mit "großer Mehrheit" gebilligt. Tatsache ist vielmehr, daß mehr als ein Drittel der Stimmberechtigten dem Antrag die Zustimmung versagte. Mit der irreführenden Formulierung suggeriert der KLUST ein Maß an Zustimmung bei den Gruppen, das es so nicht gegeben hat. Das konkrete Abstimmungsergebnis (39:10:13 Stimmen) sucht man folglich in der Presseerklärung vergeblich. Völlig unterschlagen wird die kontroverse Debatte, die auf Druck der anonymen Investoren abgebrochen wurde. So bezeichnete der bekannte Szenegastronom Reiner Büchel den Antrag als "mystische Angelegenheit". Auch andere Teilnehmerinnen und Teilnehmer verwahrten sich dagegen, eine "Generalvollmacht zu erteilen", zumal es den Finanziers offenbar peinlich sei, öffentlich zu ihren Profitmaximierungs-Absichten an der preiswert gekauften Homo-Szene zu stehen. Wer zwar Geld aber "ein Problem mit Homosexualität" habe, sei für die Organisation des CSD wohl kaum geeignet, hieß es mehrfach.
2. Aufschlußreich ist die Formulierung, daß nach dem gefaßten Entschluß "zukünftig eine von einer privaten Investorengruppe gegründete Gesellschaft" das CSD-Straßenfest organisieren werde. Demnach ist die angeblich noch zu gründende Firmengesellschaft offenbar bereits gegründet worden. Ist dies möglicherweise bei jenem ominösen "Treffen der Investoren in einem Kölner Privathaus um den 24. September herum" geschehen, von dem auf der Mitgliederversammlung die Rede war? Hat der alte KLUST-Vorstand davon möglicherweise gewußt und den Mitgliedern diese überaus brisante Information vorsätzlich vorenthalten?
3. Der KLUST gibt an, er dürfe zukünftig "unverändert seine politischen Inhalte und Ziele bei der Umsetzung des Straßenfestes und insbesondere beim Bühnenprogramm deutlich machen". Allerdings ist fraglich, ob und in wieweit er dabei überhaupt gehört werden wird, denn der Geldgeber entscheidet schließlich, was sich für ihn rechnet und nicht sein politischer Blinddarm. Der KLUST bleibt somit alles andere als "weiterhin Gesamtveranstalter des CSD Köln". Zudem ist die Behauptung, es sei garantiert, daß "auch kleine Vereine und Gruppen die Möglichkeit haben werden, ihre Arbeit auf dem Straßenfest zu präsentieren", blanker Hohn: Erstens war dies vielen Gruppen schon in der Vergangenheit (aus politischen oder finanziellen Gründen) nicht möglich, zweitens hat der KLUST die Entscheidungsgewalt über das Straßenfest ja soeben wie es im Antrag überaus deutlich heißt "dauerhaft und uneingeschränkt" abgegeben!
4. Der Vorstand behauptet, das Straßenfest sei "auf einen starken und kompetenten Partner" verlagert worden. Woher weiß der gerade eingesetzte Vorstand eigentlich, daß der neue Partner stark und kompetent ist, wenn ihn doch angeblich niemand kennt?
5. Weiter heißt es: "Die Tatsache, daß die Mitglieder der Investorengruppe nicht genannt werden möchten, ist zwar ungewöhnlich, es sollte aber nicht vergessen werden, dass grundsätzlich jede Person das Recht haben muß, selbst darüber zu entscheiden, ob ihr Engagement für die Belange dieser Stadt in der Öffentlichkeit bekannt wird." Daß der KLUST ein Recht auf Unsichtbarkeit ausgerechnet für den Tag der lesbisch-schwulen Sichtbarkeit und des Stolzes zur Maxime erhebt, verdient zweifellos eine Auszeichnung mit einem hohen Karnevalsorden.
Das whk fordert den KLUST auf, den mit den Investoren auszuhandelnden Vertrag vollständig zu veröffentlichen, damit die Szene diskutieren kann, ob weitere CSDs in dieser Form überhaupt noch Sinn haben. Wer gegenüber Öffentlichkeit und Mitgliedsgruppen so unglaubwürdig Geheimhaltungsverpflichtungen vorschiebt wie der Vorstand des KLUST, riskiert, daß aus seinen Prunksitzungen Stunksitzungen werden.
Zur Dokumentation des KLUST-Beschlusses
Zur whk-Pressemitteilung vom 10. 10. 2002