whk0903/02.06.2003
Gestärkte Homo-Basis in Hessen
Ex-Grünen-MdB Herbert Rusche in Vorstand des Schwulen Landesverbandes Hessen gewählt
Auf der am Sonntag im Frankfurter "Switchboard" zu Ende gegangenen Mitgliederversammlung des Schwulen Landesverbandes Hessen (slh e.V.) wurde Herbert Rusche vom whk Hessen in den neuen Vorstand gewählt. Hierzu erklärt die AG Schwulenpolitik des whk:
Der slh ist die maßgebliche Interessenvertretung der hessischen Schwulengruppen, -vereine und -projekte gegenüber der Landesregierung. Im Gegensatz zu Landesnetzwerken in anderen Bundesländern hat sich der Verband nie parteipolitisch instrumentalisieren lassen. Folglich stand auch nicht die Forderung nach zweifelhaften Rechtsinstituten für gleichgeschlechtliche Partnerschaften auf seiner Prioritätenliste, sondern vielmehr die Erhaltung und Vernetzung der homosexuellen Infrastruktur, vor allem für Jugendliche, sowie die Verbesserung der Lebensumstände für Schwule in der hessischen Provinz. Er steht mit dieser solidarischen Haltung klar in der Tradition der staatsfernen und subversiven Zweiten deutschen Schwulenbewegung. Einen Satzungsschwerpunkt bilden auch die Interessen von Menschen mit HIV und AIDS.
Das whk gratuliert seinem Mitglied Herbert Rusche, der den Schwulen Landesverband im Oktober 1992 in Fulda mitgegründet hat, zu der unerwarteten und mit nur einer Gegenstimme erfolgten Wahl in den Vorstand. Erst vor wenigen Monaten war Herbert Rusche aus der grünen Partei ausgetreten, die er mitgegründet hatte und für die er als erster offener Schwuler im Bundestag saß. Diese habe unter anderem alle schwulen- und lesbenemanzipatorischen Forderungen und Traditionen im Rausch der Macht über Bord geworfen. Die Wahl des seit über 30 Jahren aktiven Schwulen- und AIDS-Politikers wertet das whk als ein ermutigendes Signal gegen die weitere Verbürgerlichung und Anpassung Homosexueller an heterosexuelle Normen.
Erfreulich ist überdies, daß die neu in den Verband aufgenommene schwul/lesbische Jugendgruppe "our generation" aus Frankfurt am Main mit Sven Hinze und Kai Denker sogleich stark im neuen fünfköpfigen Leitungsgremium vertreten ist. Für die Schärfung des politischen Profils dürfte im slh-Vorstand zudem Günter Bihn sorgen, der das AStA-Schwulenreferat an der Frankfurter Uni repräsentiert. Martin Stiebing ist das einzige Mitglied des alten Vorstandes, das noch einmal kandidierte und für weitere zwei Jahre im Amt bestätigt wurde.
Das whk erinnert daran, daß erst Ende April der bundesweite Förderverein Homosexuelle Selbsthilfe e.V. die Infrastruktur des slh durch einen Zuschuß in Höhe von 1.800 Euro gestärkt hatte, um, so die HS-Pressemitteilung vom 27. April, "die homosexuelle Basisarbeit vor allem gegen die kaum homosexuellenfreundlich agierende Landesregierung" zu stärken. In diesem Sinne wünscht das whk dem neuen Vorstand des slh viel Erfolg bei seiner weiteren Arbeit.
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