whk0498/22.11.1998
Presseerklärung
Am 15. November 1998 fand "ein Beratungstreffen zwischen politisch aktiven Lesben aus verschiedenen Regionen der Bundesrepublik" und dem Bundessprecherrat des Schwulenverbandes in Deutschland (SVD) statt. Wie die SVD-Mitgliederzeitschrift vermeldet, zeichnet sich eine künftige Erweiterung zu einem bundesweiten Lesben- und Schwulenverband ab.
Das whk wertet dies als konsequent im Hinblick auf die Politik des SVD, der bisher ohne Mandat für Lesben mitsprechen mußte. In der Öffnung des Männervereins sieht das whk die Chance, daß im SVD ein in den Jahren seit seiner Gründung verblaßtes Bewußtsein für die Lage der Frauen neu entstehen könnte, das wiederum letztlich wegführt von seiner im Wesen frauenfeindlichen Lobbypolitik.
Andererseits sieht das whk in der Entwicklung die Gefahr der Instrumentalisierung der lesbischen Mitfrauen für originäre Männerinteressen. Das whk weist darauf hin, daß das SVD-Programm frei von feministischem Gedankengut ist. Das Hauptziel des Vereins etwa die "Homo-Ehe" entspringt einem konservativen Bild von Bürgerrechten. Ihre Verwirklichung ändert an der Diskriminierung aufgrund von Sexualität oder Geschlecht grundsätzlich nichts. Sie trägt im Gegenteil lediglich zu deren Befestigung bei.
Das whk hofft ferner, daß der SVD aus der Öffnung für Lesben nicht die Legitimation bezieht, sich entgegen den realen Verhältnissen noch stärker als bisher die alleinige Definitionsmacht über die Interessen Homosexueller in Deutschland anzumaßen, obgleich er mit seinen kaum 1.500 Mitgliedern lediglich deren konservatives Spektrum repräsentiert.
Die Zusammenführung von Lesben und Schwulen, die im begrenzten Wirkungsrahmen des SVD ein großer formaler Fortschritt sein mag, hält das whk zudem für einen überholten Ansatz. Ein Mehr an individueller Freiheit verlangt heute, Emanzipationsziele möglichst vieler sexueller "Minderheiten" zu bündeln und diese nicht losgelöst von anderen gegen gesellschaftliche Repression gerichteten Bestrebungen zu vertreten. Das whk hat gerade diesen Gedanken übergreifender Solidarität zur Basis seiner Politik gemacht und neben der Spezifik von Homo-, Bi-, Trans- und Intersexuellen Inhalte wie Pazifismus, Anti-Kapitalismus, Anti-Klerikalismus und Antifaschismus ausdrücklich in sein Programm aufgenommen.