whk0406/21.01.2006
Miles no more: LSVD Preußen schiebt ab
Landesverband Berlin-Brandenburg entläßt Leiter des Migrationszentrums MILES / Kündigung vom Homoverband soll per Email gekommen sein
Der Landesverband Berlin-Brandenburg des Lesben- und Schwulenverbandes in Deutschland hat den Leiter des LSVD-eigenen Migrantenprojekts MILES, Dr. Ben Khumalo-Seegelken, gekündigt. Hierzu erklärt das whk:Im Berliner Landesverband des Lesben und Schwulenverbandes in Deutschland (LSVD) dreht sich erneut das Personalkarussell. Nachdem er bereits vor Wochen überraschend den Geschäftsführer seines mit öffentlichen Geldern geförderten Zentrums für Migranten, Lesben und Schwule (MILES) feuerte, mußte nun auch dessen Leiter Dr. Ben Khumalo-Seegelken gehen. Wie das whk in Reaktion auf seine gestrige Pressemitteilung zum LSVD Berlin-Brandenburg aus der Szene erfuhr, soll Khumalo-Seegelken die Beendigung des Arbeitsverhältnisses durch den Vorstand per Email mitgeteilt worden sein. Von der Website des Landesverbands sind Portraitfoto und Personalie Khumalo-Seegelkens bereits verschwunden.
Der LSVD hat die Entlassung seines Mitarbeiters bislang offiziell nicht bekanntgegeben. Als Nachfolger scheint der Mitarbeiter Ali Firat die Leitung des MILES-Zentrums übernommen zu haben. Aufschlußreich ist die Personalentscheidung vor allem deshalb, weil Khumalo-Seegelken der einzige Berliner LSVD-Mitarbeiter mit schwarzer Hautfarbe war. Er war vor seinem Engagement beim LSVD im Verein Homosexuelle und Kirche (HuK) aktiv, unter anderem in dessen Bundesvorstand (1999/2000).
Mit dem Rauswurf Khumalo-Seegelkens verdichten sich Hinweise auf einen seit längerem andauernden Streit im Landesverband hinsichtlich dessen zukünftiger politischer Ausrichtung. Gleichwohl sich der LSVD als Gesamtverband offiziell nach wie vor als Bürgerrechtsvereinigung versteht, hatte vor allem sein berlin-brandenburgischer Ableger in der Vergangenheit immer wieder mit Ausfallschritten nach rechts für Unverständnis in der Homoszene gesorgt, was auch zum Rückzug von MigrantInnen und MigrantInnengruppen aus diesem Landesverband führte. Vor dem vergangenen LSVD-Bundesverbandstag im Frühjahr 2005 hatten konservative Funktionäre schließlich angekündigt, den LSVD nach dem Rückzug des langjährigen bündnisgrünen Frontmanns Volker Beck (MdB) übernehmen und umorientieren zu wollen. Gelungen ist dies aber scheinbar nur im größten ostdeutschen Landesverband.
Bezeichnend ist auch der Zeitpunkt der Entlassung Khumalo-Seegelkens, hatte sich doch in den letzten Tagen insbesondere der LSVD Berlin-Brandenburg ungewöhnlich energisch für die Ausweitung und verschärfte Anwendung des derzeit heftig diskutierten und von Menschen- und Bürgerrechtsgruppen durchweg abgelehnten baden-württembergischen "Molsem-Fragebogens" ausgesprochen. Das whk hatte daraufhin gestern den Berliner Senat und die Potsdamer Landesregierung aufgefordert, die Finanzierung der vom LSVD betriebenen Migrationsprojekte sofort zu stoppen (vgl. die whk-Pressemitteilung unter www.whk.de/whk0306.htm).
Unklar ist, ob es für die Kündigung Khumalo-Seegelkens vorrangig ideologische Gründe gibt. Der LSVD hat offenbar zunehmend Schwierigkeiten, seine zumeist deutlich überdimensionierten Projekte trotz mehrerer hauptamtlicher Mitarbeiter überhaupt am Leben zu halten. So sucht der Landesverband auf seiner Homepage derzeit "1-Euro-Jobber" für "leichte Telefon- und Bürotätigkeit" sowie ehrenamtliche MitarbeiterInnen und PraktikantInnen unter anderem für das MILES-Zentrum, aber auch für die Projekte Regenbogenfamilien, Schulaufklärung sowie für die Eventorganisation der "Berlin Respect Gaymes". Abgesehen davon, daß es ziemlich skandalös ist, wenn ein Bürgerrechtsverein durch kritiklose Inanspruchnahme von sogenannten Euro-Jobbern seine politische Arbeit ausgerechnet mit Hilfe staatlich organisierter Zwangsarbeit aufrecht zu erhalten trachtet, stellt sich die Frage, auf welchem Trip sich der LSVD Berlin-Brandenburg eigentlich gerade befindet.Rückfragen: 0180/4444945