whk0399/24. 8. 1999
Ja zur Homo-Ehe, Ja zur Diskriminierung:
Der LSVD fährt mit der Hochzeitskutsche ins SommerlochFür heute hat der Lesben- und Schwulenverband in Deutschland (LSVD) einen so-genannten Hochzeitskorso vom Reichstag zum Bundeskanzleramt angekündigt, um Kanzler Schröder an sein Wahlversprechen Homo-Ehe zu erinnern. Hierzu erklärt whk-Bundessprecherin Dirk Ruder:
Alljährlich im Sommerloch mobilisiert der LSVD die Medien für ein paar pittoreske Fernsehbilder, für ein Foto in der Rubrik "Vermischtes", damit nur ja niemand den Verein der 1.500 Biedermänner und seine Homo-Ehe alias "Eingetragene Partnerschaft" vergißt. So war es am 19. August 1992 zur "Aktion Standesamt", so war es am 9./10. August 1996 zur "Aktion Traut Euch", so wird es heute sein und am 9. 9 1999. Diesmal also eine Hochzeitskutsche wie originell! Und ists nicht irgendein Standesamt, dann eben das Kanzleramt: Dem LSVD ist nichts zu peinlich.
Die Resonanz solcher Aktionen bei jenen, deren aller Interessen der LSVD zu vertreten vorgibt, ist erfahrungsgemäß gering. Denn kaum jemanden interessiert das Thema; es erzeugt nur mehr gähnende Langeweile oder scharfe Gegenreaktionen.
Folglich ist der LSVD gezwungen, sich der heterosexuellen Mehrheit und ihren Medien anzubiedern, um ein Rechtsinstitut zu befördern, das der Lebensrealität der meisten Homosexuellen zuwiderläuft: Eine Homo-Ehe sichert Angehörigenrechte nur für eine äußerst geringe Zahl von Partnerschaften und individuelle Rechte bleiben unberücksichtigt. Groß ist die Zahl derer, die gar keine solche "Ehe light" eingehen können oder wollen: Weil sie keine oder mehrere feste Partner haben oder sich als Ausländer zwecks gesichertem Aufenthaltsstatus keinem staatlichen Ehe-Zwang unterwerfen und vom deutschen Partner sexuell ausbeuten lassen wollen. Die Homo-Ehe hat also viel mehr mit Diskriminierung zu tun als mit Gleichstellung.
Daß die heterosexuelle Presse von den Ehe-Aversionen in der Schwulen- und Lesbenszene so wenig weiß, machen sich die Funktionäre des Lobbyvereins LSVD zunutze, um die Öffentlichkeit mit eben solchen Aktionen zu manipulieren. Das whk als Wiedergründung der ersten Homosexuellenorganisation der Welt empfiehlt eine Besinnung auf die Tugend des kritischen Journalismus und kündigt hiermit für den Herbst eine bundesweite Kampagne gegen die Homo-Ehe an.