Mitteilungen des whk
März/April 2007
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Sex im Zimmer 1208

So war im November 2006 ein Porträt der whk-Zeitschrift Gigi in der Hauspost der Stiftung Haus der Demokratie betitelt. Kaum zwei Monate später war’s mit dem Sex im Zimmer 1208 vorbei, denn zum 1. Januar bezog die Redaktion endlich ein neues Büro – wiederum in Gemeinschaft mit dem Homo-Medien-Förderverein SCHLIPS e.V., der lange nach einer Alternative zum alten, überdimensionierten Domizil gesucht hatte. Schließlich ergab sich im Dezember durch den Auszug einiger Projekte die Möglichkeit, im Haus der Demokratie und Menschenrechte zu bleiben. Und zwar eine Tür weiter: Den Sex gibt’s nunmehr im Zimmer 1207. Somit bleibt die Büroanschrift Greifswalder Straße 4, 10405 Berlin dieselbe – auch für den Förderverein des whk e.V. Zudem sorgt neues Mobiliar für eine freundlichere Atmosphäre, und vor allem: für Ordnung.

Neuer Vorstand

Bei der Jahres-Mitgliederversammlung des Fördervereins des whk e.V. am 17. Februar 2007 im Berliner Haus der Demokratie und Menschenrechte wählten die aus Berlin, Duisburg, Hamburg, Köln, Moers und München angereisten TeilnehmerInnen turnusgemäß einen neuen Vorstand. Ohne Gegenstimme bei jeweils drei Enthaltungen im Amt bestätigt wurden Dirk Ruder (Moers) als Vorsitzender sowie Eike Stedefeldt (Berlin) als Schatzmeister. Dem im Herbst zurückgetretenen stellvertretenden Vorsitzenden, dem Diplom-Politologen Ortwin Passon (Berlin), folgt der Historiker Dr. Florian Mildenberger (München) nach.

Vienna calling: Neue whk-Ansprechpartnerin (*)

Am Rande der Mitgliederversammlung des Fördervereins des whk erklärte sich die in Wien lebende Gudrun Hauer bereit, künftig als Ansprechpartnerin des whk in Österreich zu fungieren. Die bei der Homosexuellen-Initiative (HOSI) Wien engagierte promovierte Historikerin mit Lehrauftrag an der Wiener Universität ist seit 2000 assoziiertes Komitee-Mitglied und Autorin der whk-Zeitschrift Gigi. International gilt die Feministin als erstrangige Persönlichkeit in der Lesben-Geschichtsforschung.

„Mannesmann-Prozeß“: Geldwäsche für CareChild

In einer Pressemitteilung gab das Landgericht Düsseldorf am 7. Februar 2007 bekannt, an welche Vereine und Initiativen welche Beträge aus den Geldauflagen für die im „Mannesmann-Prozeß“ angeklagten Manager verteilt worden sind. Unter den Begünstigten aus einem der aufsehenerregendsten Korruptionsverfahren der bundesdeutschen Geschichte befand sich der angebliche Kinderschutz-Verein CareChild e.V. aus Münster mit einer Summe in Höhe von 5.000 Euro. Dies kritisierte die AG Schwulenpolitik des whk am selben Tag in einer Pressemitteilung:

„Daß die 10. Große Wirtschaftsstrafkammer des Landgerichts Düsseldorf in ihrer Entscheidung vom 5. Februar 2007 unter anderem dem Münsteraner Verein „CareChild e.V.“ einen vierstelligen Betrag zusprach, ist ein Schlag ins Gesicht all jener Menschen und Organisationen, die sich seriös dem Kinderschutz und dem Thema sexuelle Gewalt gegen Kinder widmen.

Dieser Entscheidung kann nur völlige Unkenntnis der tatsächlichen Praxis dieses als gemeinnützig eingestuften Vereins zugrunde liegen, der jedoch gerade beim Landgericht Düsseldorf aus diversen Verfahren nur zu bekannt ist. Eines seiner Grundprinzipien ist die Denunziation meist im Internet aktiver Diskutanten, Webseiten-Betreibern, von Politikern, Journalisten, Redaktionen, Sexualforschern und Literaten, die CareChild für selbst pädophil veranlagt oder solidarisch mit ‘Kinderfickern’ hält oder die auch nur Zweifel hegen an der Sinnhaftigkeit der aktuellen ‘Kinderschänder’-Hysterie. Betroffene werden als ’pädokriminell’, ‘pädogestört’, ‘genetische Fehlproduktion’ oder ‘defekte Personen’ tituliert, andere – was infolge Namensgleichheit auch schon Unbeteiligte traf – angeschwärzt bei Vermietern, Arbeitgebern, der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien oder angezeigt.

Über CareChild aktenkundig und von Richtern des Düsseldorfer Oberlandesgerichts bestätigt ist beim Landgericht Düsseldorf vieles. So eine nach dem Vorbild rechter Gruppierungen geführte, unter anderem mit Europaparlamentariern und Bundestagsabgeordneten besetzte schwarze Internet-Liste, auf welcher ehrabschneidend sogar akademische Grade und Berufe der Betroffenen als sogenannte gekennzeichnet wurden. Ein Berufungsurteil des 15. Zivilsenats des OLG Düsseldorf vom Mai 2006 (Az. I-15 U216/05; 12 O 504/04) enthält auch den Passus, daß der Vereinsvorsitzende ‘z.B. Pädophile mit Schmeißfliegen vergleicht und deren Vernichtung favorisiert’.

Zur Praxis der Entmenschung seiner Gegner hatte er sich bereits am 7. Mai 2002 im Gießener Anzeiger bekannt: ‘Wir setzen uns nicht mit Personen – wir bezeichnen sie nicht als Menschen – auseinander, die eine schwere pathologische Persönlichkeitsstörung haben.’ Auch vor offenen Rechtsbrüchen schreckt der Verein nicht zurück, der in Person des Vorsitzenden mehrfach wegen Verleumdung und Beleidigung vor Gericht stand und, so die Verfahren nicht in Vergleiche mündeten, auch rechtskräftig verurteilt wurde. Eine Recherche im hauseigenen Archiv, Nachfragen bei seriösen Kinderschutzvereinen oder eine simple Suchanfrage im Internet, wo inzwischen sogar Indizien für eine sektenartige Struktur des CareChild e.V. diskutiert werden, hätte einen solchen Affront leicht verhindern können. Ausgehend von einem Gericht, muß er seitens der davon Betroffenen als Quasi-Legitimation der beschriebenen undemokratischen Vereinspraxis empfunden werden.“

Vor diesem Hintergrund forderte das whk, das selbst im übrigen nie auf die Idee gekommen wäre, auch nur einen Cent von derart schmutzigem, durch den Staat zwecks Haftverschonung milliardenschwerer Wirtschaftsbosse gewaschenem Geld zu beantragen, die 10. Große Wirtschaftsstrafkammer des Landgerichts Düsseldorf auf, „ihre Entscheidung vom 5. Februar 2007 hinsichtlich des Vereins CareChild e.V. zu revidieren und das ihm zugesprochene Geld gegebenenfalls zurückzufordern.“

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(*) Korrektur: In der Personalie „Vienna calling: Neue whk-Ansprechpartnerin“ wurde die in Wien lebende Dr.in Gudrun Hauer als neue Ansprechpartnerin des whk für Österreich vorgestellt. Jedoch ist die einen Lehrauftrag an der Universität Wien Erfüllende keine Historikerin, sondern promovierte Politologin und auch nicht nur„Expertin für Lesben-Geschichtsforschung“, sondern betreibt ebenso Schwulenforschung. Ihr Schwerpunkt sind neben dem Nationalsozialismus Politische Theorien der Zwangsheterosexualität und des Heterosexismus.