Mitteilungen des whk November/Dezember 2003
Ende der Saison
Im Leben hält nichts für immer. Mittlerweile geographisch versprengt, stellt das whk Südbaden seine Tätigkeit nach vier Jahren vorläufig ein. Die bisherige Ansprechpartnerin Claas Sudbrake schlug nun ihre Zelte in Münster auf und unterstützt den dortigen Ansprechpartner Michael Heß. Das gesellige Planschen im Altrhein fehlt mir schon, sagt Sudbrake, aber die Badesaison ist ja nun sowieso vorbei.
whk in Afrika
Am 25. August 2003 erreichte das whk ein Aufnahmeantrag von Hartmut Heitland aus Hammamet/Tunesien: Seit gut zwei Jahren beobachte ich mit großem Interesse die Aktivitäten des whk und verfolge bei jeder sich mir bietenden Gelegenheit die Veröffentlichungen in der vom whk herausgegebenen Zeitschrift Gigi. Ganz besonders schätze ich die journalistische Präzision (exakte Recherchen, belegbare Aussagen), die Zivilcourage beim Aufgreifen und Öffentlichmachen von Tabuthemen und dem sich Entgegenstellen gegenüber gesellschaftszersetzenden Tendenzen Der 1945 in Stendal geborene Diplompädagoge lebte vierzig Jahre lang in Berlin und war zeitlebens im Jugend- und Sportbereich tätig, unter anderem in der FDJ, im Deutschen Turn- und Sportbund (DTSB), und später als Referent beim Staatssekretariat für Körperkultur und Sport des Ministerrats der DDR. Er hat zwei Sachbücher publiziert, war ehrenamtlich Fachübungsleiter, Abteilungsleiter (Geräteturnen) und versuchte schließlich im Vorstand des Homo-Sportvereins Vorspiel in Berlin u.a. die dubiosen Finanzeskapaden einiger grauer Eminenzen während der EuroGames 1996 in mühseliger Kleinarbeit zu durchleuchten und aufzuarbeiten (vgl. Gigi Nr. 22). Bei seinen letzten Berlin-Besuchen hatte Heitland die Arbeit des whk tatkräftig unterstützt, so den Infostand beim Parkfest 2002.
Quelle versiegt
Ohne Quellenangaben erschienen in den letzten Monaten die Pressemitteilungen der Regionalgruppe Rheinland zum Düsseldorfer Klappenskandal in der Homopresse. Im Sommer hatten whk-Recherchen ergeben, daß das Ordnungsamt in mindestens 82 Fällen Bußgelder gegen mutmaßlich homosexuelle Klappenbesucher verhängt hatte. In der Kölner RiK (8/2003) paraphrasierte dies Chefredakteur Reinfrank ohne Hinweis aufs whk für einen eigenen Artikel. Im September präsentierte die Nürnberger Schwulenpost (NSP) einen Beitrag, der gänzlich aus whk-Presseerklärungen bestand. NSP-Redakteur Fumy, bagatellisierte das als formalen Fehler. Sauber zitierte hingegen Analyse und Kritik (Hamburg) die whk-Mitteilung vom 31. Juli zur Erklärung des Vatikans in Sachen Homo-Ehe: Der Lesben- und Schwulenverband (LSVD) protestierte scharf und bietet im Internet Vordrucke für Protestbriefe an die Bischofskonferenz an. Dazu äußerte ich wiederum das whk : Kaum fährt Ratzinger im schwulen Hühnerstall Motorrad, ersterben dort Sinn und Verstand. Das whk wirft dem LSVD vor, in seinem Kampf für die Homo-Ehe im Grunde demselben Familienideal anzuhängen wie der Vatikan: konservativ und antiquiert: Ein Homopolitiker mit Selbstachtung kriecht im dritten Jahrtausend nicht mehr vor Sankt Peter und bettelt um Öffnung des Himmelreichs. Und unter der Rubrik News brachte der Lesbenring-Info-Brief vom Oktober die komplette Pressemitteilung vom 22. August: Gigi enthüllt: Der Lesben- und Schwulenverband, die Macht und das Geld.
Knüppel aus dem Sack (1)
Am 29. Oktober entscheidet das Landgericht Düsseldorf, ob OB Joachim Erwin (CDU) das PDS-Ratsmitglied Frank Laubenburg weiterhin öffentlich beleidigen darf oder nicht. Auf einer Pressekonferenz hatte Erwin den whk-Aktivisten als den verrückten Kommunisten bei mir im Rat bezeichnet, was ihm per einstweiliger Verfügung untersagt wurde (vgl. Mitteilungen des whk, Gigi Nr. 26). Weil er Widerspruch einlegte, mußte Erwin am 15. Oktober persönlich vorm Kadi erscheinen. Dort lehnte er die vom Gericht vorgeschlagene Einigung ab: Verrückt habe in Düsseldorf eine ganz harmlose Bedeutung. Im Karneval ist verrückt sogar eine Auszeichnung. Im WDR-Hörfunk entgegnete Laubenburg, eine Pressekonferenz sei keine Karnevalssitzung und er kein Kommunist. Er empfinde die Bezeichnung Kommunist nicht als ehrenrührig, aber ihre Außenwirkung sei durchaus negativ. Das Gericht hatte darin ebenfalls eine Schmähung gesehen.
Knüppel aus dem Sack (2)
Am 21. August verurteilte das Amtsgericht Bochum den Dortmunder whk-Aktivisten Markus Bernhardt wegen Widerstandes in Tateinheit mit Körperverletzung zu 750 Euro Strafe plus Gerichtskosten. Der Schüler hatte dort am 4. Januar 2003 an einer Demo gegen einen Neonazi-Aufmarsch teilgenommen und soll dabei auf einen Polizeibeamten eingeschlagen haben (vgl. Mitteilungen des whk, Gigi Nr. 24). Trotz widersprüchlicher Angaben der als Zeugen berufenen Polizisten glaubte das Gericht der Darstellung der Beamten. Antifa-Gruppen bescheinigen der Bochumer Polizei seit langem einen verharmlosenden Umgang mit der neofaschistischen Szene. Am Tage des Naziaufmarsches waren die eingesetzten Beamten nachweislich vor allem damit befaßt, die antifaschistische Demo zu behindern und brachial gegen die linken Demonstranten vorzugehen. Alle Anzeigenverfahren gegen die polizeilichen Vergehen wurden jedoch eingestellt. Unterdessen heißt es in einem whk-Grußwort an die Magdeburger Demo Linke Politik verteidigen Freiheit für Marco, Daniel und Carsten! am 25. Oktober: Es ist in der Geschichte dieser Republik schließlich nicht das erste Mal, daß Menschen, die sich für gesellschaftliche Alternativen und ein Leben in Frieden fernab von Kapitalismus und imperialistischen Angriffskriegen einsetzen, mit polizeistaatlichen Methoden bekämpft und ausgeschaltet werden sollen. Wir wollen uns daher gemeinsam mit allen politisch fortschrittlichen Gruppen dem Durchmarsch der neoliberalen Vermarktungslogik in den Weg stellen.
Fischer geht
Mit sofortiger Wirkung verließ der whk-Aktivist Jörg Fischer Ende August den Kreissprecherrat der Kölner PDS. Seine Gründe lägen sowohl in der bundesweiten als auch in der örtlichen Entwicklung der PDS. So sei auf dem Sonderparteitag im Juni 2003 die bereits seit einiger Zeit zu beobachtende Rechtsentwicklung der Partei in Richtung einer Anpassung an die neoliberale Ideologie der Herrschenden nicht nur beschleunigt, sondern auch weiter politisch festgeschrieben worden. Durch den Entwurf des neuen Parteiprogramms und die folgerichtige Regierungspraxis der PDS in Mecklenburg-Vorpommern und Berlin u.a. durch ihre dortige aktive Beteiligung an Sozialraub und Ausgrenzung stehe die Partei vor dem Abschluß eines nachhaltigen Paradigmenwechsels.
Text zum Bild eines Richard Miersch gewidmeten "Stolpersteins":
Erstmals sind nun auch drei Steine für schwule Opfer des Naziregimes eingeweiht worden, lügt im Oktober die Berliner Siegessäule, derweil das Kreuzberg-Museum in der Schau Von anderen Ufern (vgl. Artikel in Gigi Nr. 28, S. 23) noch Paten für jene Stolpersteine sucht. Auch auf der Namensliste: Richard Miersch, dessen im Juli 2002 eingeweihten Gedenkstein das zur Einweihung nicht eingeladene whk Berlin sponserte (vgl. whk-Mitteilungen, Gigi Nr. 23). Zuständig ist abermals Jens Dobler. Soviel zum Umgang mit NS-Opfern.