Mitteilungen des whk Mai/Juni 2003
AuferstehungLediglich vier Sätze umfaßte die Pressemitteilung der Berliner LSVD-Zentrale zur Neugründung des nordrhein-westfälischen Landesverbandes, der im Frühjahr 2002 aufgrund verschiedener Probleme so das Kölner Homo-Zentrum SCHULZ in einem vielsagenden Veranstaltungshinweis Insolvenz hatte anmelden müssen. Klappts dieses Mal mit den Finanzen?, fragte vorsichtshalber das Szeneblatt RiK. Es klappte nicht, denn ebenso wie die interessierte Szenepresse (vgl. Öffentlichkeit nein Danke. LSVD NRW neugegründet, Exit 4/03) mußten auch potentielle LSVD-Neumitglieder bei der Gründungsversammlung am 21. März 2003 draußen bleiben. Damit bewege sich der Verband weiter auf dem bewährten Kurs von Filz und Korruption, kommentierte das whk noch vor Ende der Versammlung die von den LSVD-Bundesvorständlern Volker Beck und Jacques Teyssier höchtselbst angeleitete Auferstehung des LSVD als Geheimloge. Die beiden Regionalgruppen des whk [Rheinland und Ruhr] sehen darin, daß der Verein schnell eine Woche vor dem Kölner 15. Bundesverbandstag und partout im Geheimen gegründet wurde, ein sicheres Indiz dafür, daß Filz und Kungelei auch im neuen LSVD-NRW Geschäftsgrundlage bleiben werden. Kritische Fragen zu dem wegen unsachgemäßer Verwendung von Landesgeldern unter Behördendruck aufgelösten Vorgänger sollten offenbar von vornherein ausgeschlossen werden. Die NRW-Regionalgruppen des whk warnten die zuständigen Ministerien eindringlich vor einer erneuten Förderung des nur formal neugegründeten Verbandes. Zu den Hintergründen bat das lesbischwule Thüringer Radiomagazin Chilligays (Erfurt) den whk-Sprecher Dirk Ruder zu einem Kommentar, der am 25. März ausgestrahlt wurde.
Warme Worte
Wir werden um jeden Zentimeter kämpfen müssen. Aber es lohnt sich. Wir sind auf einem guten Weg. Tritt ein in den LSVD und komm mit auf die Reise! Wir sind noch nicht am Ziel! Für Reisetips wie diesen aus dem Vorstandsantrag zum 15. LSVD-Verbandstag in Köln zitierten bedankte sich das whk am 29. März mit einem offiziellen Grußwort an die im Bürgerzentrum Deutz tagenden LSVDler. Motto des whk-Schreibens: Vorwärts, Ihr seid noch nicht am Ziel!: Auf Eurem Verbandstag werdet Ihr eine Resolution Eures Bundesvorstands verabschieden und darin betonen, daß es sich lohnt, für das Ganze zu kämpfen. Dies ist eine beachtliche Feststellung. Auch das an Traditionen des Wissenschaftlich-humanitären Komitees von 1897 anknüpfende whk ist der Ansicht, daß Emanzipation nicht in Teilen erreicht werden kann, sondern durch die Emanzipation der gesamten Gesellschaft erkämpft werden muß. Wie der LSVD sieht auch das whk im unerschrockenen Eintreten für die (homo-)sexuelle Emanzipation eine Frage der Würde Mit Genugtuung nimmt das whk daher zur Kenntnis, daß Ihr nach Jahren des Schwarzfahrens nunmehr auch ein Ticket zur Gleichberechtigung lösen wollt. Ihr seid auf einer guten Reise! Allerdings: Das Überleben des LSVD erfordert, seine Strukturen unabhängig zu machen von staatlichen Finanzen und damit staatlicher Einflußnahme. Denn eines wußten schon die Gründer des DDR-SVD: Nichts ist schlimmer als ein Homosexuellenverband, den die Regierung lenkt. Leider wurde das whk-Grußwort den LSVD-Delegierten vorenthalten. Um den Kampf der Mitglieder gegen alte Verbandsstrukturen solidarisch zu unterstützen, stiftete das whk exklusiv für LSVD-Mitglieder Spar-Abos der Gigi, eine Aktion, die reges Interesse sogar beim Geschäftsstellenleiter des LSVD Berlin-Brandenburg fand (vgl. Der Kunde hat das Wort auf Seite 36 in diesem Heft.) Mehr dazu unter www.gigi-online.de.
Pflanzenzucht & Ordnung
Im Juni 2001 verteilte das komitee auf den CSD-Paraden in 10.000er Auflage die Positionen des whk. Auf das Flugblatt Schwule, Spanner, Sexverbrecher zur Repression gegen alternative Sexualmilieus reagierte mit knapp zweijähriger Verspätung am 25. März 2003 der für den Bereich Tiergarten zuständige Bezirksstadtrat Dirk Lamprecht offenbar aus Autoritätsgründen im pluralis majestatis: Durch Zufall stießen wir bei einer Recherche auf Ihre Seite. Dort wird unter anderem meine Person in Zusammenhang mit staatlicher Repression gegen Homosexuelle gebracht. Für das Jahr 2001 wird dort beispielhaft aufgeführt: Wegen der Schäden an der Vegetation im Berliner Tiergarten will der CDU-Stadtrat Dirk Lamprecht Teile des Areals mit einem Zaun abriegeln. Richtig ist zwar, daß es im Jahr 2001 Überlegungen gab, Teile des Tiergartens zwecks Wiederherstellung von Vegetation (Nordbereich) zu sperren, unrichtig ist jedoch, daß diese Überlegungen irgendeinen Zusammenhang mit der Diskriminierung Homosexueller oder der Schließung von Treffpunkten (Cruising Areas) standen. Ich weise daher den von Ihnen implementierten Vorwurf der Diskriminierung zurück und bitte Sie, Ihre entsprechende Textpassage nachträglich durch die Streichung des Satzes zu korrigieren Im übrigen überrascht mich Ihre Behauptung umso mehr, da ich das Bezirksamt Mitte persönlich 2001 und 2002 in Zusammenarbeit mit Herrn Michael Schmidt auf dem CSD vertreten habe und auch bei der Einweihung der Gedenktafel für das Mahnmal ermordeter Homosexueller am Rande des Großen Tiergartens 2001 zugegen war.
Die auf der whk-Homepage vollständig wiedergegebene Antwort erging von der ebenfalls für den Bereich Tiergarten zuständigen whk-Gruppe in Berlin: Leider können wir Ihrem Wunsch nicht entsprechen, den Satz von unserer Homepage zu löschen. Zum einen handele es sich bei der Wiedergabe des Flugblatts um eine Dokumentation, zum anderen verweist der Satz lediglich auf ein Faktum, und zwar, wie Sie selbst in Ihrem Fax schreiben, durchaus zutreffend. Insofern ist es für uns unverständlich, daß Sie von einer Behauptung ausgehen, die Sie überrasche.
Keine Gewalt
Potentielle Opfer über die Gefahren sexuellen Mißbrauchs an Kindern aufzuklären ist Ziel eines interaktiven Theaterprojekts der Theaterpädagogischen Werkstatt Osnabrück. Warum dieses Projekt angesichts der Kindermorde in Eschweiler in Düsseldorf so wenig Einsatz findet, wollte der PDS-Ratsherr und whk-Aktivist Frank Laubenburg am 8. Mai 2003 auf einer Ratssitzung von Oberbürgermeister Joachim Erwin (CDU) wissen. In seiner schriftlich vorab gestellten Anfrage heißt es: Das Projekt wurde seitens der Stadt insbesondere durch den Herrn Ordnungsdezernenten hoch gelobt. Dieses interaktive Theaterprojekt [ist] jedoch erst in 30 der 114 Düsseldorfer Grundschulen aufgeführt und in den Unterricht integriert worden. Lediglich in den Stadtbezirken 8 und 10 ist es gelungen, zumindest die Hälfte der dortigen Schulen zu gewinnen. Die vergleichsweise geringen Kosten sind dort durch Fördervereine, Sponsoring und im Stadtbezirk 10 durch die Bezirksvertretung finanziert worden. Von der Stadtverwaltung will Laubenburg wissen, ob es zutreffe, daß einige der Grundschulen trotz vorhandenen Interesses nicht in der Lage sind, die Mittel von maximal 210 Euro pro Klassenverband plus Fahrtkosten aufzubringen, und ab welcher Höhe die Stadt Zuschüsse zu gewähren bereit sei. Deborah Sassen aus Wersten wäre heute 13 Jahre alt. Sie ist seit sechs Jahren spurlos verschwunden Verbrechen wie diese zeigen die Notwendigkeit, Kinder so früh wie möglich vor den Gefahren zu warnen, die in dieser Gesellschaft drohen.