Dokumentation
Grußadresse des whk an die Berliner AIDS-Hilfe e.V.
Berlin, 21. Juli 2000
Hiermit gratuliert die Regionalgruppe Berlin des wissenschaftlich-humanitären komitees (whk) allen Mitgliedern, MitarbeiterInnen und UnterstützerInnen der Berliner AIDS-Hilfe herzlich zum 15. Jahrestag der BAH-Gründung. Die Freundinnen des whk empfinden Hochachtung vor den Leistungen all jener, die sich teils seit Jahren ehren- und hauptamtlich im Sinne von Aufklärung, Prävention, Betreuung und Pflege bei der Berliner AIDS-Hilfe engagieren.
Mit dem Netzwerk der AIDS-Hilfen wurde erstmals in der Bundesrepublik durch Selbsthilfe ein Gesundheitsversorgungssystem aufgebaut von einer Basis, die maßgeblich aus schwulen Männern als damals wie heute Hauptbetroffenen bestand. Hohe Anerkennung hat sich die als eine der ersten gegründete Berliner AIDS-Hilfe nicht zuletzt als politische Interessenvertretung an den gesellschaftlichen Rand gedrängter Gruppen erworben.
Das Jubiläum der BAH fällt indes in eine Zeit, da die AIDS-Hilfen vor neuen Herausforderungen stehen. Seit HIV und AIDS von den Titelseiten verschwunden, seit wirksamere Therapien entwickelt worden sind, schwindet auch in den Hauptbetroffenengruppen das Bewußtsein für die noch immer unheilbare Krankheit. Bewährte Konzepte stehen zur Disposition, weil Präventionsbotschaften, die auf einer selbstbewußt gelebten, verantwortungsvoll-promisken Sexualität aufbauten, durch politische Entscheidungen, etwa die Einführung des Rechtsinstituts "Eingetragene Lebenspartnerschaft" für gleichgeschlechtliche Paare, wenn nicht konterkariert, so doch deutlich relativiert werden.
Solche und ähnliche neoliberale Konzepte, aber auch die konservative Grundtendenz in der Lesben- und Schwulenszene, werden die Arbeit der AIDS-Hilfen künftig erheblich erschweren; Entsolidarisierung ist eine unmittelbare Folge von Entpolitisierung.
In ihrem Bestreben, dem entgegenzuwirken, kann sich die BAH weiterhin auf die Solidarität des whk stützen. Beispielhaft dafür stehen unsere Forderungen nach materieller Absicherung der AIDS-Projekte, aber auch nach bedarfsgerechter Grundsicherung für Positive und Kranke, ihrer Einbindung ins Erwerbsleben und ihrer eigenverantwortlichen Verfügungsgewalt über Pflegegelder.
Die AIDS-Hilfen werden noch auf Jahre hinaus notwendig bleiben als soziale und medizinische Einrichtungen, als kompetente Informationsstellen, als selbstlose Anwälte von Positiven und Kranken gegenüber Staat und Gesellschaft. In diesem Sinne wünscht das whk allen in der Berliner AIDS-Hilfe Engagierten weiterhin viel Elan, Durchhaltevermögen und Optimismus aber auch Spaß und Freude.