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Aufruf zur Beteiligung an der Demonstration des SLADO e.V. vor dem 3. Dortmunder schwul-lesbischen Straßenfest
"Lesben und Schwule für eine Gesellschaft ohne Diskriminierung und Rassismus"
am Samstag, 07. 08. 99, um 11.00 Uhr, an der Steinwache, Nähe Nordausgang, Hbf. Dortmund
Wer gibt uns das Recht, aufgrund militärischer und finanzieller Stärke entscheiden zu können, was andere Völker tun dürfen und was nicht?
Wir wollen uns nicht fügen in diesen Taumel des Militarismus. Dieselben Machthaber, die Bomben auf Menschen in Jugoslawien werfen, kürzen unsere Löhne, während der Unternehmer weiter Gewinn einfährt, beschneiden die Unterstützung der AIDS-Hilfen, vertreiben Obdachlose aus den Innenstädten, verweigern hier lebenden MigrantInnen staatsbürgerliche Rechte, benutzen Lesben und Schwule zur Festigung der diskriminierenden Institution Ehe.
Uns wird gesagt, weil wir den NATO-Angriffskrieg gegen Jugoslawien verurteilt haben, würden wir die im Kosovo begangenen Menschenrechtsverletzungen und ethnischen Säuberungen billigen. Dem widersprechen wir entschieden. Wir sind gegen jede Art von Menschenrechtsverletzungen: Ob es sich dabei um Menschen serbischer Herkunft handelt, die wie Anfang der 90er Jahre aus Slawonien, Kroatien oder der Herzegowina vertrieben wurden, oder um Kurden, die aus ihren Dörfern in der Türkei vertrieben werden, oder um Albaner, die das Kosovo verlassen mußten.
Wir finden von Serben begangene Verbrechen abscheulich. Aber wir wenden uns gegen eine Gleichschaltung der öffentlichen Meinung, die uns glauben machen will, daß Massaker allein von Serben begangen werden. Damit wird Haß geschürt und Hetze gegen alle Serben betrieben.
Dies erinnert an deutsche Propaganda vor dem Zweiten Weltkrieg. Damals ging der von den Herrschenden gepredigte Haß vor allem gegen Juden. Die Dämonisierung des Gegners dient seit jeher dazu, Kriege zu rechtfertigen. Saddam Hussein wurde zuerst vom Westen hochgerüstet und dann zum "Irren von Bagdad" erklärt, dem man Einhalt gebieten müsse. Milosevic brauchte man 1995 noch zur Unterzeichnung des Dayton-Abkommens, jetzt wird er Hitler gleichgesetzt. Der deutsche Kriegsminister Scharping erfindet "Konzentrationslager" und "unbeschreibliche Brutalitäten" der Serben. Das Wort von "Deportationen" geht um, manch einer spricht auch schon von "Holocaust".
Vergessen werden soll, daß 1,7 Millionen Serben von den Nazis ermordet worden sind, daß die großangelegte, industriell organisierte Vernichtung des jüdischen Volkes einmalig war in der Geschichte. Unberücksichtigt bleiben soll, daß der Staat Jugoslawien seit 1990 zerfiel, woran die NATO-Regierungen, allen voran die Bundesregierung, kräftig mithalfen, indem sie die Abspaltung Kroatiens und Sloweniens betrieben und die kroatische Armee aufrüsteten. Beweise, daß führende jugoslawische Politiker andere Länder unterwerfen wollen, bleibt man uns schuldig. Auch 1939 zogen deutsche Soldaten angeblich nur deshalb in den Krieg, um Menschen, die "Volksdeutschen" in Polen, vor der Vernichtung zu retten.In der Manipulation der Menschen, vor allem in der Vorbereitung des Krieges gegen Jugoslawien, ist es den politisch Verantwortlichen gelungen, bestimmte Begriffe wie KZ, ethnische Säuberung, Massenvergewaltigung sehr eindeutig in ein bestimmtes Freund-Feind-Schema einzugliedern und dabei zu suggerieren, daß im Interesse des Humanismus jetzt auch Gewalt angewendet werden müsse.
Friedensbewegte werden heute als Feiglinge hingestellt, die dem "Abschlachten" von Kosovo-Albanern zusehen würden, oder als "Weißwäscher des Faschismus" (Fischer). Morgen sind sie die Menschenschlächter schlechthin?
Wer die Doppelte Staatsbürgerschaft fordert, will angeblich unser Land im Ausverkauf verhökern (Unterschriftenaktion der CDU/CSU). Warum also Lesben und Schwule nicht wieder als Verunreiniger der arischen Rasse? Irgendwann wird die Zeit kommen, wo jede und jeder für sich oder vor Mitmenschen auf die Frage zu antworten hat: Was hast du getan zu dieser Zeit? Hast du protestiert oder hast du geschwiegen?
Emanzipation, Gleichstellung von Menschen ist nicht mit militärischen Mitteln durchsetzbar. Gleichstellung darf nicht mit dem Leben anderer Menschen bezahlt werden. Krieg ist Menschenrechtsverletzung. Deshalb: Stoppt den Rüstungswahnsinn! Nehmt an Demonstrationen gegen die NATO-Herrschaft auf dem Balkan teil. Jeder schwule Soldat wie jeder andere Soldat, der die inhumane Strategie seiner Vorgesetzten und seiner Regierung erkannt hat, muß sich dem Kriegsdienst verweigern.
Gegen Sexismus, Rechtsruck und Krieg! Wir fordern den sofortigen Rückzug aller deutschen Soldaten sowie der anderen NATO-Soldaten vom Balkan sowie die Auflösung der NATO und der WEU!
Nehmt an der Demonstration des SLADO e.V. vor dem Straßenfest teil:
"Lesben und Schwule für eine Gesellschaft ohne Diskriminierung und Rassismus"
am Samstag, 07.08.99, um 11.00 Uhr, an der Steinwache, Nähe Nordausgang, Hbf. Dortmund
whk
wissenschaftlich-humanitäres komitee
Regionalgruppe Ruhr
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16. 7. 1999